Hypothese: Mit wenigen energetischen Sanierungsmaßnahmen erzielt man mit reduzierten Investitionskosten im Wohnungsbau – unter Berücksichtigung von Rebound Effekten – über den Lebenszyklus betrachtet das gleiche Ergebnis wie bei einer Sanierung im EH 55- oder EH 40-Standard.
Den Energiebedarf des Wohnungsbestandes in Deutschland zu senken, ist die zentrale Aufgabe der nächsten Jahre. Die Sanierungsquote müsste dazu rapide gesteigert werden, doch Förderchaos, Vorschriftenflut und steigende Baupreise bremsen dieses Vorhaben. Und wenn ein Gebäude dann tatsächlich saniert wird, fördert der Gesetzgeber häufig Maßnahmen, die in der Praxis den Energieverbrauch der Gebäude sogar erhöhen. Niederschwellige, preiswerte und tatsächlich verbrauchssenkende Sanierungen können die oben genannten Hindernisse überwinden.
In einer breiten Untersuchung, die die typischen Bestandwohngebäude betrachtet, soll ein konkreter Maßnahmenkatalog bereitgestellt werden. Dabei werden, anders als üblich, auch die am konkreten Standort vorhandenen
Optionen der Energieversorgung, die graue Energie der Baumaßnahme sowie der Aufwand für den Betrieb und – bisher noch kaum
beachtet – die Bandbreite des zu erwartenden Nutzerverhaltens einfließen. Dadurch ergeben sich robuste Lösungen, die die vorhandene Leistungskraft der Bauwirtschaft auf viele kleinere, aber ökologisch als auch ökonomisch sinnvolle Maßnahmen verteilt und so größere Fortschritte macht. Gepaart mit den richtigen Anreizen aus der Politik und einem konsequenten Umbau der Energieversorgungsstruktur wären die gesteckten Zielen damit erreichbarer.